ZWEISEITIGES ZEIGEN

Erläuterungen von Richard Lang


2-way-pointingZeige mit einem Finger nach außen auf die Welt, gleichzeitig mit dem anderen Zeigefinger nach innen auf dein Nicht-Gesicht.

Der Finger, der nach außen gerichtet ist, zeigt auf eine Szenerie voll unzähliger Formen und Farben. Ein kompliziertes Bild. Je länger man es anschaut, umso mehr Einzelheiten entdeckt man. Und das meiste ist verborgen, in der einen oder anderen Weise überlagert von anderen Dingen.

Der Blick nach innen ist ganz anders. Hier ist der Raum vollkommen offen und klar. Du kannst alles sehen, alles auf einmal. Auf dem Foto kann ich nur einen Teil des entfernten Raums sehen, aber hier sehe ich den ganzen inneren Raum. Hier ist nichts verborgen. Das Sein, das ich hier bin – und das du hier bist (wie ich annehme) – befindet sich nicht in einer Distanz. Es ist genau hier, es ist was ich bin. Es ist der „Teil” von mir, den ich niemals verlieren kann. Was könnte einfacher sein als dies zu sehen – und dies zu sein? Es ist unkompliziert, transparent, liegt offen da, näher als nah, in seiner Gänze ...

Ist dies, Wer du wirklich bist? Bist du vollkommen leer und zugleich
Kapazität für diesen endlos wechselnden Blick heraus, Raum für diese staunenswerte Welt? Um es herauszufinden, schau einfach hin! Den Raum hier zu sehen, ist einfacher als einfach.

Anwendung im täglichen Leben
Nachdem du gesehen hast, dass du Kapazität für die Welt bist, versuche beim nächsten Mal in einer schwierigen oder verwirrenden Situation, sie aus dieser Kapazität, dieser Klarheit heraus zu erleben. Zweiseitige Aufmerksamkeit: verwirrende Situation dort zu Klarheit hier. Du bist kein Ding, das in der Situation verfangen ist, sondern Kapazität für alles, was vor sich geht. Die Klarheit hier ist nicht betroffen von der Verwirrung dort. Du kannst dir der Klarheit und Einfachheit deines innersten Seins gewahr sein und darin ruhen. Indem du auf die Situation von dieser Klarheit aus achtest, werden die richtigen Antworten auftauchen. Nach und nach, durch Erfahrung, vertraust du immer mehr dieser Tiefe, die du bist. Äußere Erscheinungsbilder stehen anderen Erscheinungsbildern gegenüber, und sie sind so begrenzt in ihren Ressourcen! Aber du – der du wirklich bist – bist kein Erscheinungsbild. Du bist kein Ding, das anderen Dingen gegenübersteht sondern der Raum, der alle Dinge in sich aufnimmt, die Tiefe, aus der die Welt fließt.

Beginne die Gewohnheit zu entwickeln, den Raum, aus dem du herausschaust und aus dem du in Wahrheit bereits lebst, wahrzunehmen. Nimm in herausfordernden Situationen wahr, dass du Raum für diese Situationen bist. Gib deiner Wahren Identität die Gelegenheit, mit einer Antwort aufzuwarten.

Zweiseitige Aufmerksamkeit ist praktikabel. Eine Lösung für herausfordernde Situationen geht am ehesten aus von einem offenen Bewusstsein für das Eine, das letzten Endes diese herausfordernden Situationen erfand.

Douglas Harding:
Indem du diese Übungen aufmerksam durchführtest, hast du gesehen, was es heißt, die 1. Person Singular zu sein – das Nicht-Ding, das seiner Selbst sehr genau bewusst ist als Container oder Urgrund der ganzen Darbietung. Dieses Schauen ist Glauben. Gänzlich unmystisch (im gängigen Sinne), ist es eine präzise, vollständige Alles-oder-nichts-Erfahrung, die keine Abstufungen kennt – so lange sie anhält. Es ist nun deine Aufgabe, deine Abwesenheit/Präsenz in allen Situationen zu schauen, bis dieses Sehen ganz natürlich und kontinuierlich wird. Dies heißt, dass du dich weder in deiner Leere verlierst noch in dem was sie füllt, sondern
gleichzeitig das Ding wahrnimmst, das du anschaust und das Nicht-Ding, aus dem du herausschaust. Zu keiner Zeit ist diese zweiseitige Aufmerksamkeit unangemessen, nie kann sie gefahrlos vernachlässigt werden. Der Preis eines gesunden Geistes ist Wachsamkeit. The Science of the 1st Person, Douglas Harding

Siehe
Probleme lösen von Douglas Harding
und
Mit Problemen umgehen von David Lang

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Zitate
Es gibt einen Ort, an dem alle Probleme nur eine einzige universale Lösung haben.
Anandamayi Ma

Die Lösung deines Problems ist zu sehen, wer es hat.
Ramana Maharshi

Vor allem sieht diese Meditation, wie ein Januskopf, in beide Richtungen. Indem sie gleichzeitig nach innen auf den Betrachter und nach außen auf das Gesehene schaut, nimmt sie das Gesehene in sich auf und macht es verständlich, weil sie Nichts – das Nicht-Ding-Nichts – in seinen Weg stellt und diesem Nicht-Ding den Vorrang einräumt. Erstrebe die 1. Person, und die 3. Person wird hinzu gegeben werden. Erstrebe die 3. Person, und selbst sie wird dir genommen werden.
D.E. Harding

Die meisten unserer Spannungen und Frustrationen haben ihre Ursache im zwanghaften Bedürfnis, die Rolle von einem zu spielen, der wir nicht sind.
Dr. Hans Selye

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Kommentare
Sehen ist einfach – es ist gleichzeitiges Schauen ins Nichts, wo man ist, und in die Welt. Diese Formulierung scheint aber zu verkomplizieren, was einfacher als einfach ist. Es ist so einfach, dass jeder es ‚tun’ kann – weil wir schon daraus leben. Die Frage ist nur, ob wir es bemerken.
R.L. UK

Nimm einfach wahr, was sichtbar und was nicht sichtbar ist, und bleibe eine Weile dabei. Sei neugierig auf den „unsichtbaren” Teil, jenen Teil also, der sich nach „Ich” anfühlt. Erwarte keine abrupte Änderung deines Gemütszustands (obwohl eine solche eintreten könnte, aber das ist nicht erforderlich).
J.A. USA

Du fragtest, ob ich eine spezielle Technik benutze, wenn ich die Aufmerksamkeit ausweite, so dass sie die Quelle umfasst. Für mich bedeutet dies, wieder ins Nichts zu schauen. Und wie mache ich das?

Ich schaue auf den Ort über meiner Brust, an dem andere mein Gesicht sehen. Den Ort, aus dem ich herausschaue. Und ich bleibe beim Schauen. Ich nehme wahr, dass ich aus nichts heraus schaue. Keine Augen hier, überhaupt nichts. Einfachheit selbst. Es ist ein übersehener Ort, eine ‚Terra Incognita'. Sehen handelt vom Wieder-Erwachen zu diesem ‚Ort’. Manchmal hilft mir ein Ausdruck – ‚das eine Auge’, ‚zweiseitiges Schauen’, ‚Nicht-Ding sein’, ‚Kapazität sein’. Das ändert sich aber von Zeit zu Zeit, und oft habe ich keinen bestimmten Ausdruck.

Ich versuche nicht, das Denken anzuhalten. Das Nichts ist leer von allem, einschließlich Gedanken, und zu ihm zu erwachen bedeutet Erwachen zu einem absolut stillen ‚Geist’, zu Nicht-Geist. Es ist absolut friedvoll hier. Was dann gewöhnlich passiert ist, dass mein unruhiger Geist ganz natürlich zur Ruhe kommt. Nicht, weil ich versuchen würde, ihn zu manipulieren. Ich bin mir einfach diesem absolut friedlichen Ort ganz bewusst, und das beeinflusst meine Gedanken.

Tatsächlich passen das Nichts und mein Denken gut zusammen. Schließlich kommen die Gedanken aus dem Nichts.

‚Tue’ ich etwas, wenn ich schaue? Das ist eine Frage der Formulierung, von Worten. Ich übersehe diese Leere nicht. Ich schaue direkt hier in diesen offenen ‚Raum’. Aber natürlich, wer betrachtet das Nichts? Das Nichts selbst!
R.L. UK

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